Sonntag, 14. Oktober 2012

Kurzbericht: Finish nach über 11 Std.

Das Rennen war unglaublich! Nach Schwimmen in unruhigem Wasser in einer Zeit, mit der ich im Nachhinein zufrieden sein kann, habe ich auf dem Rad die Mumuku Winde aus Hawaii hautnah spüren können.

Schon am Anfang vermisste ich den erwarteten "Raddruck". Es war mir unmöglich, die Leistung, die ich mir vorgenommen habe, abzurufen. Warum? Keine Ahnung zu diesem Zeitpunkt. Und dann war der Wind enorm, viel stärker, als ich es bei meinen letzten Starts hier erlebt hätte. Ich habe mich in einer noch akzeptablen Zeit durchgebissen und dachte, dass das Laufen besser gehen müsste.

Doch schon früh nach dem Wechsel merkte ich, dass auch das unrund lief. Ich musste bei der Verpflegungsaufnahme immer stark meine Geschwindigkeit auf Gehtempo reduzieren und es wurde nicht besser. Mir kam das Laufen viel anstrengender vor, als ich es schon erlebt hätte, vielleicht vergleichbar mit der letzten Runde in Malaysia 2010, als ich "stehend KO war".

Ich fiel in ein mentales Tief und 100m vor Aufbiegen auf die Palani Rd. nach km 16 habe ich mich an den Straßenrand neben Asdis und Volker gesetzt und mitgeteilt, dass ich das Rennen verlassen würde. So saß ich 10 Min und es ging mir wirklich schlecht. Volker meinte, ich bräuchte dringend eine Cola (Zucker) und animierte mich, die 300m weiter zum Verpflegungsstand auf die Palani zu wandern. Dabei begleiteten mich die beiden.

1/2 l Cola, eine Handvoll Salzbrezeln und weitere 15 Min im Schatten liegend später lief Michael die Palani hoch. Er schrie laut "Sch ...", als Asdis ihm zurief, das ich ausgestiegen wäre. Irgendwie war das ein Signal für mich, doch noch zu finishen und meinen Frieden mit diesem Rennen zu schließen, ahnend, dass mich eine Aufgabe des Rennens lange beschäftigen würde.  Also stand ich auf und machte mich mit wackligen Beinen auf den Weg durch die Wüste ins Natural Energy Lab, um die letzten 26 km wandernd und langsam laufend hinter mich zu bringen. Kurz nach 18:00 Uhr und 11:xx nach dem Startschuss war ich sehr froh, mich wieder aufgerafft zu haben und das Rennen zu beenden.

Samstag, 13. Oktober 2012

Noch 13 Std. bis zum Start in Kona

Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Gestern Abend waren wir bei der Nudelparty, die genauso zelebriert wird mit folkloristischen Auftritten und Filmvorführungen wie die Awardsparty am Sonntagabend, einen Tag nach dem Rennen. Natürlich dürfen dabei die Ehrungen der sich um die Veranstaltung verdient gemachten Funktionäre, Athleten, Fundraiser und X-fach-Starter nicht fehlen.
Ein guter Brauch ist es auch, die ältesten und die jüngsten Starter vorzustellen. Unser Condo-Nachbar (Condomnium heißen hier die voll ausgestatteten Appartments mit allem Komfort) Lew Hollander, ist 82 Jahre alt und bereits zum 22. Mal hier in Kona am Start. Natürlich gewinnt er auch meistens seine Altersklasse, die, wie man sich vorstellen kann, äußerst übersichtlich besetzt ist. 2010 waren wir selbst Zeuge, wie Lew in einer Zeit von 15:48, d.h. eine Stunde und 12 Minuten vor Ende der Veranstaltung, die Ziellinie überquerte. Ich finde das unglaublich und hoffe selber in dem Alter noch so fit sein zu können.

Michael, Lew und ich vor unserem Condo


Jetzt sind die Beutel gepackt, das Rad ist eingecheckt und die letzte Nudelmahlzeit weilt im Bauch. Nun kommen nur noch ballaststoffarme Riegel und Isogetränke zum Verzehr in Frage.

Mein Verpflegungsplan für morgen sieht vor, nach dem Frühstück und vor dem Start eine Flasche Iso mit 600 ml und einen halben Liter Wasser, einen PowerBar Riegel und ein PowerBar Gel einzunehmen.
Auf der Radstrecke trinke ich sieben Flaschen Iso, 6 Flaschen Wasser und esse 7 GU-Gels und 5 Salztabletten.
Danach habe ich in meinen Laufgürtel 8 Gels mit drei Salztabletten in Wasser aufgelöst. Aufnehmen muss ich dann nur noch 11 Becher ISO und 32 Becher Wasser.

In Summe werde ich morgen 11-12 Liter Flüssigkeit zu mir nehmen und 3.000 Kalorien, was den geschätzten Verbrauch von 8.000 bis 10.000 Kalorien natürlich nur zum Teil kompensiert. Hier muss die Substanz herhalten, was eine gewisse Erholungszeit erfordert. Aber bekanntlich ist das Auffüllen von Energiedepots im Körper einfacher zu gestalten als der Abbau, daher muss ich mir darüber keine Sorgen machen.

Aufmerkame Beobachter des Bike-Check-In sind übrigens die Vertreter der Industrie, die von jedem Athleten eifrigst die verwendeten Produktmarken wissen wollen, sofern nicht direkt ersichtlich, vom verwendeten Schuh bis zu den Herstellern des Lenkers, der Bremsen, der Wattmessanlagen und natürlich auch der Rahmen. Der richtungsweisende Charakter der Weltmeisterschaft wird hier deutlich, denn offensichtlich orientieren sich andere Triathleten weltweit danach, was die in ihren Augen besten Triathleten verwenden und kaufen die Produkte.
 
Vor Schluss und Abbau der IRONMAN Expo um 14:00 Uhr habe ich mir nochmals meine Achillissehne und die Wade des rechten Beins tapen lassen in der Hoffnung, die durch meine Verletzung vom August bedingten Nebenerscheinungen auf ein Minimum zu reduzieren. Der "Taperer", nach eigenem Bekunden auch bei Olympia in London aktiv gewesen, dachte wohl, dass viel Tape besser ist als wenig Tape und entließ mich mit einem Geflecht, was seiner Meinung nach einem Kompressionsstrumpf übertrumpfe. Ich glaube einfach mal an die positive Wirkung für den morgigen Lauf und verabschiedete mich mit vielem Dank.
 

Dienstag, 9. Oktober 2012

Same procedure as every year on Hawaii

Unsere frühe Anreise versetzt uns in die Lage, einen ganz gemächlichen Einstieg in dieses ganz andere Klima zu schaffen. Wir haben uns gut eingerichtet und Tag für Tag unser Training erst aufgenommen und dann gesteigert.

Und auch das urlaubstechnische Element kommt nicht zu kurz. Da wir viele Ecken schon kennen und keine Angst verspüren, etwas zu verpassen, chillen wir ausgiebig, das heißt wir verbringen die Tage mit immer weniger Training und viel Entspannung in der Sonne, beim Bummeln in Kona oder bei ausführlichen Abendessen in den diversen Lokalitäten.
Die morgendliche Stimmung an der Pier genießen wir genauso wie die legendären Sonnenuntergänge.

Hier ein paar Impressionen:






 
Und hier gibt es noch viele weitere Fotos: http://www.flickr.com/photos/28726436@N05/sets/72157631726259510/

Montag, 1. Oktober 2012

160 km Radtour nach Hawi und fast zurück

Von Triathlon-Hawaiibildern kennt man die Bilder aus der überwiegend schwarzen Lavawüste. Wer noch nicht hier war wundert sich, dass Big Island, Hawaii auch andere Seiten zu bieten hat. Fährt man nämlich zum Wendepunkt der IRONMAN Strecke nach Hawi, ändert sich die Ansicht deutlich. Gleich hinter Kawaihae biegt man rechts ab und kommt erst an Graslandschaften vorbei, die an sommerliche spanische Ansichten erinnern. Kurz darauf wird es immer grüner bis hin zu saftigen Graswiesen mit vielen Laubbäumen in Hawi.

Noch 10 km bis Hawi
Die Landschaftsänderung erklärt sich dadurch, dass die Kona-Küste in Lee der Berge Mauna Loa und Mauna Kea liegt. Diese beiden knapp 4.000 Meter hohen Vulkanberge schirmen die Regenwolken aus Luv fast komplett ab. Hawi liegt nahe der äußeren Landspitze seitlich der Berge und hier regnet es oft und wohl auch reichlich.

Die heutige Ausfahrt sollte auch die längste GA1 Trainingsausfahrt unseres Hawaii-Aufenhaltes 2012 werden. Aufgebrochen sind Michael und ich früh um 6:30 Uhr und am Ende standen 160,5 km nach 5:15 Stunden auf dem Tachos. Volker und Asdis sammelten uns am War Cemetery, unserem Radwendepunkt der vergangenen Tage unweit unseres Traumstrandes, ein und versorgten uns mit Flüssigkeiten. Unsere 8 Radflaschen! hatten wir schon längst bis zum letzten Tropfen geleert.

Hang Loose ...

... trifft am besten die Stimmung hier in Kona. Der Stress (das Rennen) ist noch soweit weg, da kommen richtig Urlaubsgefühle auf. Klar, nach der Ankunft und dem Zusammenschluss mit unseren Reisefreunden aus Schleswig-Holstein musste erst einmal das Appartment bezogen werden. Aber als Wiederholungstäter, zudem in der gleichen Anlage wie 2010, steuerten wir routiniert das Ziel "Keauhou Surf & Racquet Club" an, bezogen die Zimmer und füllten die Schränke. Kleiner Wermutstropfen: Ein WLAN war nicht vorhanden (wir können aber "fremdsurfen"), die Ausstattung ist älterer Natur und nicht so schön und gut in Schuss, wie wir es hier gewohnt sind. Auch ist die Lage trotz "Oceanfront" nicht so prickelnd.
 
Direkt vor der Terasse ist geteert und dahinter liegt eine Mauer, die unsere Anlage von den Rocks und dem Meer trennt. Das ist alles natürlich Jammern auf hohem Niveau wie die nachfolgenden Bilder verdeutlichen.


Der Blick vom unserer Terasse nach rechts ist soweit ok ;-)

 
Die ersten Tage waren von der Akklimatisation und der Trainingsufnahme bestimmt. Drei Tage Belastung mit Schwimmen in der Frühe ab 6:45 Uhr, diversen Radfahrten bis zu 60 km und Läufe bis 17 km sind absolviert.
Volker, ich, Michael und Jens
 
Heute ist der erste Entlastungstag und nach einem Anschwimmen wechselten wir gleich in den Ruhemodus mit Strandbesuch bei "White Sands".
 
 
Kiel setzt Zeichen am White Sands Strand!