Dienstag, 16. Oktober 2007

Rennbericht IRONMAN Hawaii 2007

Der Tag startete sehr früh um 4:30 Uhr, damit wir um 5:00 Uhr das Hotel verlassen konnten.
Ich nahm das von zuhause mitgenommene Trinkfrühstück und einen PowerBar Riegel ein und öffnete die Flasche Gatorade, die vor dem Start noch konsumiert werden sollte.

Der Essensplan für das Rennen lautete wie folgt:
- Schwimmen: max. 3 volle Züge Meerwasser
- Rad je Std.: 0,7l Gatorade, nach 20 Min 1 Gel, nach 30 Min 1 Mineraltablette, nach 40 Min 1 Gel, 0,5 l Wasser Rad Gesamt bei 5:40 h = 12 Gels, 3,5l Gatorade, 3 l Wasser
- Laufen: 2*4 Gels mit 2*4 * 0,25 Gramm Salztabletten in Wasser aufgelöst in 2 Flaschen im Trinkgürtel + 1,2 -1,5 l Wasser / Std.

Das Schwimmen war schon ein Abenteuer. Ich hatte noch keine Erfahrung, Rennen ohne Neopreenanzug zu schwimmen und richtete mich auf eine deutlich langsamere Schwimmzeit als gewohnt ein. Als ich nach viel Prügelei über 2/3 der Strecke im Wasser endlich meine normalen Züge machen konnte, habe ich mit einer schnellen Zeit schon nicht mehr gerechnet.
Als ich dann aber beim Ausstieg wahrnahm, dass erst wenig mehr als 1:10 Std. vergangen war, habe ich mich schon sehr gefreut.

In der Wechselzone war ich recht fix rein wie raus, weil ich meinen Rennanzug unter dem Schwimmdress trug und damit das Umkleidezelt umlaufen konnte. Leider habe ich dabei den "Sonnencremeeinschmierdienst" verpasst. Vor dem Schwimmen noch im Hotel hatte ich jedoch schon eine Grundlage mit 50er Creme geschaffen und am Rad war vorsorglich auch ein Depot mit Creme eingerichtet.

Da ich in der großen Masse anlandete, waren gleichzeitig mit mir viele andere Triathleten aufs Rad gewechselt und in mehreren größeren Pulks nach Hawi gestartet. Erst nach Durchgreifen der Wettkampfrichter mit der Verteilung von Zeitstrafen wurden die Verhältnisse fairer. Ich hielt mich zurück und versuchte, das Rennen gut einzuteilen und vor allen Dingen meinen Ernährungsplan abzuarbeiten. Dabei stellte ich fest, dass die Flüssigkeitsaufnahme doch umfangreicher ablief als geplant, d.h. je Std. war eine halbe Flasche mehr Gatorade oder Wasser aufzunehmen. Die stark ansteigenden Temperaturen machten es erforderlich und mein Magen nahm dies dankbar auf.
Nach etwas mehr als 3 Std. bin in Hawi angekommen und war schon ein wenig geschockt!
So langsam hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt, obwohl mir klar war, dass der Gegenwind und die Hitze einen Vergleich mit anderen Kursen nicht zulassen (mit durchschnittlich 210 Watt genau 13 Watt unter meiner Frankfurter Rad(Watt)leistung). So bin ich zunächst mit Rückenwind und kräftigem Tritt Richtung Kona gestartet, konnte den Pedaldruck aber nicht lange halten. Verbissene Versuche nach vorne zu fahren und mich an Wettbewerbern vorbeizudrücken waren Kräfte zehrend und einmal auch mit einer "Penaltystrafe" belegt worden, weil ich mehr als 20 Sekunden für einen Überholvorgang gebraucht haben soll.

Sei's drum, ich habe die Kurz-Anhalten-und-Brandmarken-Strafe angenommen und mich auf das vor mir liegende Rennen konzentriert, ohne mich lange zu grämen. Gleiches tat ich auch, als mir gleich zweimal an unterschiedlicher Stelle der Radstrecke die Kette neben Rahmen und Ritzel fiel. Ich hielt emotionslos an, behob den Schaden und setze meine Fahrt fort, ohne groß nachzudenken. Zu sehr kümmerte ich mich um die akribische Annahme der angereichten Gels und Flüssigkeiten sowie die Einnahme derselben nach meinem Plan. Die Hitze habe ich übrigens nicht so sehr wahrgenommen, wie ich vorher befürchtet habe.

Als nach mehr als 5:48 Std. die Radfahrt dem Ende zuneigte, habe ich mich auf den Wechsel konzentriert, der ebenso schnell ablaufen sollte, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Es sollte mein erster Marathonlauf in Kniestrümpfen (Stützstrümpfen) folgen. Davon versprach ich mir eine stabilisierende und Blutkreislaufförderliche Funktion. Die Stützstrümpfe sind für alle Nichteingeweihten DER Trend der Saison! Erwartungsgemäß war es nicht so einfach, die geschwollenen feuchten Füße in die engen Strümpfe zu zwängen. Als aber erstmal die Schuhe angezogen waren, war das Gefühl schon gut. Ich rannte diesmal zum Sonnencreme-Volunteer, der mit einem Kanister auf dem Rücken und einem Zerstäuber in der Hand wie ein Insektenschutzsprühmann aussah. Er wies mich an, mich um die eigene Achse zu drehen um mich von Kopf bis Fuß einzusprühen. Schon hier zeigte sich der erste Vorteil der neuen Strümpfe, da er beim Knie aufhören konnte mit dem Sprühen ;-)

Ich lief los und wurde sogleich wieder von vielen überholt. Der Blick auf meine Uhr zeigte 4:40 - 4:50 Min/km, viel zu schnell für meine angepeilte Zeit und sicher zu schnell für die meisten, die vorbeiliefen und die ich fast alle später beim Überholen wiedersah. Also bremste ich mich und besann mich auf meinen Tempo- und Ernährungsplan. Ich wollte keinesfalls schneller als 5Min/km anlaufen und mir in den Verpflegungszonen Zeit für die Wasser und die Eisaufnahme nehmen. Jedes Mal wenn eine Station nahte, nahm ich einen Schluck von meinem Gel/Salz/Wasser-Gemisch aus einer der beiden Flaschen meines Trinkgürtels in dem Mund. Als erstes griff ich nach Wasser, um den Zaubertrank in den Magen zu befördern, zwei weitere Schlücke zur Flüssigkeitsergänzung. Dann griff einen weiteren Becher und goss ihn über Kopf und Körper, griff einen nächsten Becher mit Eiswürfeln und schüttete ihn vorne und hinten in das eng anliegende Oberteil sowie in das Cap, um die Eiswürfel mit dem Cap auf dem Kopf zu fixieren. Wenn dann noch ein Becher Wasser angereicht wurde, schüttete ich ihn mir ebenfalls über den Körper. Während dieser Zeit von ca. 15-20 Sekunden ging ich, um anschließend sofort wieder anzulaufen. Das Vorstehende wiederholte sich alle 10 - 15 Minuten. Ein gutes Zeichen für ein ausreichendes Ernährungskonzept war, dass ich zweimal zwecks Austreten anhalten musste. Dass mich ein Stopp davon ausführlicher auf einem Dixi-Klo festhielt, führte ich auf die großen Mengen kohlehydratreichen Gels zurück, die seit über 8 Std. einnahm. Deshalb war ich auch nicht beunruhigt.

Der Marathon verlief eigentlich unspektakulär und war nur unterbrochen von den vorstehenden Ernährungsstopps. Zu jeder Zeit empfand ich den Lauf zwar anstrengend, aber keinesfalls überfordernd. Das Selbstchecksystem, welches permanent im Hinterkopf alle belasteten Funktionen abfragt wie Füße, Beine, Magen, Atmung, Sehnen, Bänder, aufrechte Haltung (bei mir sehr wichtig) meldete zu keiner Zeit Alarm. So konnte ich in Teilen den Lauf genießen, die Landschaft in mich aufsaugen, mich des IRONMAN Hawaii bewusst werden und nach Asdis Ausschau zu halten.

Das sich schon abzeichnende Ziel "Daylightfinisher" vor Augen (bis Sonnenuntergang um 18:00 Uhr, entspricht 11 Std. Rennzeit) gab für mich das Sahnehäubchen zu einem tollen Rennen, das sicher auch schwerer hätte sein können, aber zum Glück für mich nicht war. Die Balance zwischen Kalorienzufuhr und Verbrauch, Flüssigkeitsaufnahme und Abgabe kann sehr schnell gestört sein mit fatalen Folgen für das weitere Renngeschehen.

Der Zieleinlauf war phänomenal. (Video) Zuschauermassen waren zwar nicht so groß wie in Roth oder in Frankfurt, dafür aber umso lauter. Wir genossen nach kurzem Zwischenstopp im Hotel weitere 3 Stunden auf der Tribüne bis Mitternacht, wie die letzten echten Helden, Senioren, Behinderte und weniger gut trainierte ins Ziel applaudiert, geklatscht und auch gebrüllt wurden. Die Show der Moderatoren bleibt unvergesslich.



Asdis hatte auch einen sehr anstrengenden langen Tag mit sengender Sonne, Hitze und Stunden langem Stehen gehabt. Auf der Rad- und auf der Laufrunde sowie im Ziel konnte ich sie gut erkennen. Für sie war besonders stressig, mich an den verabredeten Stellen abzupassen als Versicherung, dass ich weiter im Rennen bin. Als sie mich einmal nicht sah, half nur eine SMS-Nachfrage bei Anjuli, die auf dem Tracker von ironmanlife.com meinen aktuellen "alife"-Status durchgeben konnte.

Ich bin einfach happy, dass für mich diesmal der Plan aufgegangen ist uns freue mich nun mit Asdis auf einen erholsamen 2. Teil der Reise nach Maui.

Mahalo, Dirk



PS. Den Bericht verfasse ich erst heute am Dienstag, dem 3.Tag nach dem Rennen. Der Sonntag war geprägt durch zwei eindrucksvolle und Erlebnisreise Events. Unser Reiseveranstalter Hannes hat uns auf eine Bootstour auf den Pazifik eingeladen, bei der wir unter Huladarbietungen, Buffet und Drinks die Wunden lecken und Delphine beobachten konnten. Gleich danach erfolgte die Abschlussfeier des IRONMAN-Events mit einer riesigen Videodarbietung und unzähligen Reden, Belobigungen und Ehrungen für Teilnehmer und Helfer.
Gestern um 7:00 Uhr holte uns der Bus zur Inselrundfahrt ab. 12 Stunden lang haben wir die verschiedenen Klimazonen auf Big Island bereist, von kalt zu heiß, von windig zu drückend, vom tropischen Regenwald bis zur Wüste bietet Hawaii einfach alles.
Vergesst alle Hintergrundbilder die ihr auf den Rechnern habt, es gibt fantastische neue Wallpapers nach unserer Rückkehr ;-)


PPS: Wer will, kann Photos unter http://www.asiorders.com/view_event.asp?EVENTID=16944 nachsehen. Es hilft die Eingabe meines Nachnamens oder der Startnummer 637.

Freitag, 12. Oktober 2007

In diesen Tagen habe ich bei den morgendlichen Schwimmeinheiten gelernt, dass es eine Steigerung des Gewühls eines Massenstarts gibt. Wenn Schwimmer nicht nur pulkweise in eine Richtung, sondern auch noch in unterschiedlicher Richtung unterwegs sind, wird das Chaos perfekt. So auch hier in Kona, wo die Frühaufsteher nach getaner Arbeit schon wieder landeinwärts schwimmen und die "Spätschwimmer (ab 7:00 Uhr) pierauswärts schwimmen. Gut ist nur, dass das Wasser sehr klar ist und nahende Gefahren erkannt werden können. Nur klappt es leider nicht immer mit der Verständigung, in welche Richtung ausgewichen werden soll. Das führt dann zu kleinen Kollisionen.

Ein unvergleichliches Erlebnis für Triathleten ist außerdem, dass die Vertreter der Spaß-, Sport- und Ernährungsindustrie äußerst freigiebig mit ihren Produkten umgehen. PowerBars und Gatorade Flaschen werden verschenkt, Caps, Hats, FuelBelts und diverse andere Utensilien werden als Giveaways verschleudert. Einzig die Merchandizing-Maschine IRONMAN langt kräftig zu und verkauft z.B. simple M-Dot Sticker einzeln für5$ oder Kaffebecher für 14$.

Die Umgebung in Kona ist schon einmalig. Unweit unseres Hotels gibt es eine sehr nette Ansiedung von hübschen Holzhäusern entlang des Alii-Drive, die mit großem Veranden ausgestattet als HardRock - Cafe, RIOs, LavaJava, Oceans, Outback, Bubba Gump Shrimps & Co., ... diverse Köstlichkeiten und Zerstreuungen bieten. Besonders auffällig für uns: Es gibt keine Fenster in den Häusern. Alles ist offen in veranda- oder balkonbauweise angelegt,es ähnelt ein wenig Westernstädten. Sturmläden sind zwar vorhanden, werden aber offensichtlich nicht häufig gebraucht.

Da Preisniveau ist dabei gar nicht schlecht für uns Europäer. Ein sehr guter Salat kostet auch nicht mehr als 10$, man kann zu zweit ohne weiteres für 30$ "all in" essen gehen. Man könnte sich glatt daran gewöhnen, jährlich im Oktober wiederzukehren ;-)
Nach dem obligatorischen Aufstehen um 6.00 Uhr und dem sich anschließendem Schwimmen (heute nur ca. 1500m) habe ich mich entschlossen, einen neuen Versuch zu starten, das Frühstück im Hotel einzunehmen. Unser Plan: Asdis stellt sich um 7:15 Uhr in die Schlange, um die Plätze zu reservieren, und das klappte diesmal! Ich ging nach Training und Dusche direkt durch das Restaurant auf den Frühstücksbalkon über den Klippen und konnte mich zu Asdis setzen, die schon aß.

Heute war die Nationenparade und danach die anschließende Eröffnung der Triathlonmesse. Von den teilnehmenden Deutschen haben sich nur 20 % eingefunden. Pros sind komplett weggeblieben, vielleicht auch weil sie das "bedeutende" Schauspiel komplett als Zuschauer verfolgen wollten. Kai Hundertmark, der ehemalige Radprofi vom Team Telekom, saß jedenfalls grinsend am Straßenrand und sah sich die Parade von Anfang bis Ende an. Die anderen haben wahrscheinlich hinter Gardinen gesessen und zugesehen ;-)

Hier auf Hawaii geht gegen 18:10 Uhr die Sonne unter und es wird schlagartig dunkel. Da wir tagsüber in der Hitze kaum essen können, ist schon früh nach 18:00 Uhr der Hunger da und wir gehen essen. Das Essen bei den Amis ist, bis auf das Warten vor dem Restaurant auf freie Plätze, ein "Fast Food" im ursprünglichen Sinne. Schon bevor der Teller leer ist muss er vor übereifrigen Kellnern verteidigt werden, die abräumen wollen. Es ist dabei völlig unerheblich, ob weitere Gäste am Tisch noch dinieren. Wenn der letzte Teller aufgegeben wurde, dauert es nur kurz, bis die Rechnung auf dem Tisch liegt. Dann wird erwartet, dass augenblicklich bezahlt und der Tisch verlassen wird. So ist unser Dinner üblicher Weise bereits um 19:00 Uhr Geschichte und der Abend entsprechend lang. Vielleicht ein Grund, warum alle hier so früh ins Bett gehen und schon ab 6:00 Uhr wieder auf den Beinen sind. Wer meint, er könne noch ein Bier oder so nachbestellen, der wird auf die Existenz von Bars hingewiesen. Viele Restaurants schenken übrigens gar keinen Alkohol aus.

Und noch was: Rauchen, das geht hier gar nicht! In Restaurants, Gebäuden, Toiletten!! und unter freiem Himmel ist das Rauchen per Gesetz verboten. Wer meint, er/sie müsse rauchen, kann das in der Regel nur zuhause tun oder sich in eine Schatten(Raucher-)ecke mit anderen drängeln, mit eingezogenem Kopf und hektischem Blick nach der Obrigkeit.

Zum Sportlichen:
Da ich gestern das Radtraining abgeschlossen habe, stand heute ein 12km Lauf in der Hitze an. Es traf sich gut, dass uns die Wolken heute erspart geblieben sind und ich folglich unter "Rennbedingungen" bei 30 Grad + laufen konnte. Anfangs schoss der Puls bei geringer Geschwindigkeit in die Höhe, aber nach den ersten 15 Minuten pendelte sich alles auf normalere Werte bei befriedigendem Tempo ein. Da ich vor 10 Tagen meinen letzten Lauf gemacht habe, fühlten sich die Beine auch bestens an ohne jedes Zipperlein.

Auf dem Plan stehen jetzt noch 2 Läufe, der obligatorische "Underpantsrun" sowie ein weiter Trainingslauf um die 7 km bis Donnerstag. Und natürlich auch Schwimmen, morgens um 6:15 Uhr. Da mir Nina aufgetragen hat, mich "richtig" an das Wasser zu gewöhnen, habe ich heute auch einen kräftigen Schluck Pazifik geschluckt, und zwar pur, ohne Fische :-)

Donnerstag, 11. Oktober 2007



Am Montagabend gegen 20:00 Uhr, 48 Std. nach Verlustmeldung, kam der fehlende Koffer endlich an. Entspannung machte sich breit, konnte ich doch endlich auch eine 2.Hose tragen. Und die Technik ist wieder da, nun kann hemmungslos aufgenommen werden.

Heute ist der erste regenfreie Tag, wenngleich die Temperatur etwas geringer war als gestern. Auf der Radstrecke von Hawi nach Kona hatten wir zwischen 29 und 32 Grad und bisweilen Schatten.
Die Radstrecke führt übrigens durch mehrere Klimazonen. Zunächst gelangt man in die bekannte Lavawüste, danach in ein dünn bewachsenes Gebiet und am Wendepunkt nach 90 KM in Hawi erreicht man eine üppige grüne Oase, die so gar nicht zu der Einöde passt. Auf den Wiesen stehen "Schwarzbunte" (Kühe) wie zuhause, es wachsen Laubbäume neben Palmen. Die Lage von Hawi an der nördlichen Spitze von Big Island liegt klimatisch günstig, so dass die üblichen Regenwolken von Norden auch regelmäßig in Hawi abregnen. Kona liegt in Lee von den Bergen (bis zu 4.000m) und erhält immer nur die Reste des Steigungsregens, der sich an der Nordseite oder an der Spitze des Vulkans abregnet.

Auch heute war ich als erstes an der Pier, um schon um 6:15 Uhr meine 2,5 km Einheit zu absolvieren.
Danach wollte ich mit Asdis frühstücken, was aber durch merkwürdige amerikanische Sitten vereitelt wurde. Obwohl wir nicht viel Zeit hatten und der Frühstücksraum nur zu ca. 30 % belegt war, wurden wir an der Rezeption zwischengeparkt, bis ein Tisch "frei" würde. Als nach 25 Minuten und verschiedendlichem Nachfragen immer noch kein positives Signal gegeben wurde, haben wir aufgegeben und aus Frühstück verzichtet, weil der Termin zum Abtransport der Räder nach Hawi zu nahe rückte. Morgen werden wir wohl einen Tisch per Termin vereinbaren, damit wir dann endlich essen können:-(

Anbei schicke ich euch daher die ersten Eindrücke aus Kailua-Kona. Das Örtchen ist natürlich voll auf Touristen eingestellt, Kitsch gibt es an jeder Ecke. Natürlich lehnen wir eine Beschaffung von Kitsch strickt ab und kaufen nur die "anderen" Teile, mit Anspruch, is klar, ne?! ;-)

Der Kommunikationspunkt auf BigIsland schlechthin ist das LavaJava mit einem freien Hotspot für alle, die einen Rechner mit WLan-Anschluss besitzen. Gleich auf den Zuweg zum LavaJava ist eine Webcam gerichtet, die über http://www.hawaii-kona.com/webcam/index.html erreicht werden kann. Wer ganz persönliche Bildgrüße von uns haben will, der möge eine Uhrzeit mailen, an dem wir ihm/ihr "life" zuwinken können. ;-)

Morgen ist eine Schwimmeinheit um in der Frühe und eine 10km Laufeinheit ins EnergyLab, dem Hitze- und Wendepunkt des Marathons, geplant. Danach werden die Tage mit Erholung verbracht, bis es dann am Samstag zum Showdown kommt. Mal sehen, wie sehr die Nervosität bis dahin ansteigt.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Hawaii 2007



Unsere Reise war fast 29 Std lang, und erstreckte sich von 3:20 Uhr bis 21:30 Uhr an einem einzigen Freitag, der Asdis und folglich alles abforderte. In London Heathrow, unserem ersten Stopp, hatten wir ein Zeitfenster von 20 Min. ab Flugzeugtür bis zum Abflug!! Das bedeutete, dass uns ein Officer an der Tür empfing, aus der Gangway aufs Rollfeld scheuchte, wo ein Bus stand. Von da ging es über das Rollfeld zu einem Gebäude, welches wir über die Hintertür betraten. Nach Erreichen eines Schalters wurde vom eigens abgestellten Personal der Check durchgenommen, die Security im Sturzflug genommen um wieder über die Hintertür in den bereitstehenden Shuttle zu wechseln. Alles natürlich im Laufschritt mit einem Officer, der uns zum Laufen ermahnte. Dieses fuhr uns direkt an den Flieger, eine Boing 747, die sofort nach unserem Betreten die Türen schloss und abflog.

Wir als mit dieser Sonderbehandlung völlig überraschten "Non-VIPs" bekamen eine Vorahnung, was unser Gepäck betraf.
Und so war es verwunderlich, dass wir in San Francisco drei von vier Gepäckstücken wieder sahen, das vierte fehlte und fehlt bis heute. Zum Glück war es nur meine Wäsche, die Waschsachen, T-Shirts etc. Alle Sportsachen (Radkoffer + weiterer Koffer) sowie Asdis Gepäck sind mit uns gekommen. Ich habe daraufhin eine neue Ausstattung an Wäsche, Zahnbürste und T-Shirts beschafft und hoffe, dass der Rest nun bald ankommt. Leider sind auch Kamera und alle Stromadapter (Compi, Handy, Kamera, ...) im vermissten Gepäck, daher sind strenge Rationierungen angesagt.

Hier in Kona empfing uns eine feuchte Witterung, Gestern und heute hatten wir sowohl Hitze in der Sonne als auch kühle Abschnitte (26 Grad) mit Regengüssen erlebt. Abends ist es mit 23 Grad auch eher kühl und das Schlafen damit kein Problem.
Meine erste Schwimmeinheit gestern um 7:00 Uhr war schon de Knaller! Kaum einen Meter geschwommen, schon sieht man Fische wie aus dem Aquarium, und das in Massen. Grelle Farben, diese "Hochkantfische" wie auch "klassische" Fische gab es zuhauf. Leider vermisse ich noch die Begegnung mit den Delphinen, aber das soll noch kommen.

Einen Tag später hatte ich meine erste Radausfahrt von Hawi, dem äußersten Punkt der Strecke zurück nach Kailua Kona zu Hotel mit ca. 85 km. Der Wind blies so stark, dass man zeitweise nicht auf dem Auflieger fahren mochte, um nicht unfreiwillig den Asphalt zu touchieren. Es reichte für 196 Watt und einem Schnitt von 32 km/h, ohne sich zu verausgaben. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die Rückenwindpassagen überwogen.
Die Hitze schwankte von 30 Grad - 42 Grad auf meiner Anzeige, gefühlt ging das aber in Ordnung. Morgen werde ich aber statt der 30er die 50er LSF Sonnencreme auflegen, denn erste Spuren sind auf der Stirn schon vorhanden. Man unterschätzt die Einstrahlung trotz aller Warnungen.

Morgen plane ich nach einem Earlyswim um 6:30 Uhr eine weitere Tour von Hawi ins Hotel, am Dienstag dann ein 10km Lauf ins Sagen umwobene Energie Lab.

So, das wars fürs erste aus Kalua-Kona vom "Lava Java" über den Wireless Hotspot. Weitere Infos folgen in Kürze!

Montag, 1. Januar 2007

Läufer => Duathlet =>Triathlet. Eine ganz normale Entwicklung!

Am Anfang stand die Erkenntnis, dass die Gesundheit nur mit Sport erhalten werden kann. Und das insbesondere mit steigendem Lebensalter.

Wer das für sich einmal erkannt hat und keine sportliche Vergangenheit mitbringt, hat heute zwei Möglichkeiten zur Auswahl: zu Laufen oder sich in einem Fitnesstudio anzumelden.

Da für mich Marathon-Läufer schlicht Helden waren, zu denen ich auch gehören wollte, wählte ich den Einstieg als Läufer. Außerdem brauche ich als Zusatzmotivation den Wettkampf, der mir das Resultat meines Trainings widerspiegelt und mich täglich daran erinnert, dass es sich lohnt, sich zu bewegen.

Wichtig war mir, mit der Aufnahme meiner Sportlerkarriere keinesfalls ein Strohfeuer zu entzünden, sondern eine lang anhaltende Partnerschaft mit gegenseitigem Geben und Nehmen: Meine Energie und mein Schweiß gegen Gesundheit und bessere Fitness bis ins Alter, und: Einfach gut aussehen ;-)

Nachdem die Sache mit der Motivation innerlich geklärt, der Gesundheits-Check beim Arzt erfolgt, die Laufbücher durchgearbeitet und die Laufmodefrage beim nächst gelegenen Laufshop entschieden wurde, lief ich von meiner Haustür los und schaffte gerade einmal 500 Meter, bis mich die Erschöpfung zum Anhalten zwang.

So habe ich mir das nicht vorgestellt! Ich kam mir vor wie ein Depp, hatte ich doch mein Umfeld schon lange vorher mit meinen Ausführungen zur neuen Sportlerkarriere erst gelangweilt, dann gequält und nun konnte ich noch nicht einmal das von mir selbst gesteckte Minimalziel von 30 Min Laufen umsetzen.

Es half nichts!
Ich schaltete um auf 500m Laufen – Gehpause – 500m Laufen und wieder Gehpause. Um diese Peinlichkeit zu verbergen, habe ich das Programm in den Feierabend bei Dunkelheit gelegt und mir vorgenommen, jeden Tag zu laufen, um bald durchlaufen zu können.

Doch schon nach kurzer Zeit lauerte die nächste Hürde, das tägliche Lauftraining forderte seinen Tribut. Insbesondere die Sehnen und Gelenke der Beine beschwerten sich heftigst mit Schmerzen. Knochenhautreizungen, Knieschmerzen und Ähnliches machten das Training zur Qual. Ich musste feststellen, dass die Herz-Kreislaufanpassung, die ich schnell an der Reduzierung meiner Gehpausen und Verringerung meiner Herzfrequenz während der Laufeinheiten festmachen konnte, viel schneller war als die Anpassung des Bewegungsapparates, der Sehnen und Bänder.

Gerade einmal vier Wochen nach der Aufnahme meines Lauftrainings wurde mir klar, dass ich das Programm nicht durchhalten konnte, ohne meine Gesundheit zu ruinieren. Innerlich nahm ich Abschied von meinem Ziel, neun Monate später den Marathon in Angriff nehmen zu können und verschob einen ersten Start auf unbestimmte Zeit in die Zukunft.

Meiner Grundmotivation, Sportler zu werden, tat das keinen Abbruch. Um die vorgesehenen Trainingsstunden einhalten zu können und das Programm „Fitnessaufbau“ nicht zu gefährden, kaufte ich mir ein Rennrad.
Die Rechnung, dass Radfahren die Sehnen und Bänder schonender behandeln würde und ich den gleichen Trainingsumfang einhalten konnte, ging auf. Fortan wechselte ich täglich mit Rad fahren und Laufen bei deutlich geringeren Beschwerden.
Nach zwei Monaten war der Einstieg gemacht, ich war ein laufender Radfahrer oder ein radfahrender Läufer geworden. Zufällig entdeckte ich in einer Buchhandlung ein Taschenbuch mit dem Thema „Duathlontraining“.



Ich lernte, dass Duathlon eine Wettkampfsportart ist, die Rad fahren mit Laufen im Wettkampf kombiniert. Eine klassische Distanz ist ein 5 km Lauf, gefolgt von einer sich direkt anschließenden 30 Radfahrt und einem abschließenden 5km Lauf. Das Ganze in ehrlicher Abfolge: Ein Startschuss, alle Disziplinen incl. Wechsel ohne Pause und dann ins Ziel.

Da in Kiel ein Duathlon - Wettkampf angeboten wurde, meldete ich mich für den 30. Mai an. Der Termin war genau 6 Monate nach der Aufnahme meiner Sportlerlaufbahn, das musste reichen. Ich übernahm die abgedruckten Trainingspläne mit ihren Zeitvorgaben und brachte damit Abwechslung in mein Training.
Vier Wochen vorher wollte ich als Test einen 10km Lauf bestreiten. Auf einem flachen Zwei-Rundenkurs in der Altersklasse M35 (Männer zwischen 35 und 39 Lebensjahren) schnupperte ich erste Wettkampfluft und lief in 49:52 Min eine Referenzzeit.

Vier Wochen später stand ich an der Startlinie des Duathlon, der mir nachhaltig in Erinnerung blieb. Bei Hitze um die 30 Grad war ich schon nach der ersten 5 km Laufabschnitt erschöpft, aber ein Aufgeben war für mich nicht drin. Ich kämpfte mich über die Radstrecke zum abschließenden Lauf und finishte überglücklich nach 1:52:00 Std.
Was dann folgte war eine wahre Duathlon - Tournee durch die Region. Ich nahm an normalen Duathlons und an Cross-Duathlons mit Mountain Bikes teil.

Ich lernte nette Leute kennen, die die gleiche Begeisterung für sportliche Betätigung und sportliche Fitness aufbrachten wie ich und die mit mir von Wettkampf zu Wettkampf zogen.

Viele der neuen Freunde waren Triathleten, die im Winter sowie den Übergangszeiten, in denen die Gewässer draußen zu kühl sind, an Duathlons teilnahmen und so ihre Wettkampffähigkeiten ausbauten.
Leider konnte ich nicht schwimmen und brauchte einige Zeit, um mich dem Thema Triathlon zu nähern. Wie der „Mythos Marathon“ war auch der „Triathlon“ ein Thema, was mich fesseln konnte. Ich beschloss zum Ende meiner allerersten Sport- und Wettkampfsaison meine Fitness durch Schwimmen zu erweitern und den Kraulstil zu erlernen.

Bei der Umsetzung setzte ich auf mein einfaches, aber bereits bewährtes Verfahren: Tägliches Training, bis das Ziel erreicht ist. Schwimmbücher und –Videos wurden angeschafft, das Internet nach Quellen gescannt und beim örtlichen Triathlonverein die Anmeldung abgegeben, weil dort ein Kraul-Anfängerkurs angeboten wurde. Mein Glück war, dass die Schwimmhalle auf dem Weg zur Arbeit liegt und mein Job es mir erlaubt, vor Arbeitsbeginn eine bis 1,5 Stunden zu schwimmen.

Von Montags bis Freitag war ich von 6:30-7:45 Uhr in der Schwimmhalle und setzte die Dinge um, die mir die Vereinstrainer samstags beim Kraulkurs beigebracht haben. Ich brauchte ca. 10 Stunden, um länger als 25 m zu kraulen und dann weitere 110 Std, um 1.500m durchzukraulen, was der Auftaktlänge eines olympischen Triathlons entspricht.
Der Starttermin für meinen ersten Triathlon wurde auf Anfang Juni gelegt, 5 Monate nach Aufnahme meines ersten Schwimmtrainings.

Da die Morgenstunden das Kapitel Schwimmtraining vollständig abdeckten, waren die Abendstunden fürs Rad fahren und fürs Laufen frei. Das war ideal.




18 Monate nach Aufnahme meiner sportlichen Aktivitäten wurde der Triathlon, den ich erfolgreich bestritten habe, eine Art Orientierungspunkt. Ich habe ein nicht für möglich gehaltenes Ziel erreicht, meine Motivation und Fähigkeit für ein Zeit raubendes Trainingsprogramm unter Beweis gestellt und war infiziert, als Triathlet weiterzumachen.