Gedacht habe ich an einen
sonnigen und warmen Triathlon in dem schönen Ort Belfort an der Südseite der
Vogesen, nicht weit weg von Freiburg auf
der anderen Seite der Grenze nach Frankreich. Die Lage, die Bilder und der
Zeitpunkt im Jahr am 1. Juni waren ideal geeignet für ein tolles Rennen mit der
ungewöhnlichen ITU Distanz von 4 km Schwimmen, 120 km Radfahren und 30 km
Laufen.
Die Planung fing schon sehr früh
an. Im Dezember 2012 kaufte ich mir eine Trainingsrolle für die Vorbereitung in
widrigen Wetterverhältnissen. Die Besonderheit daran ist die Kombination der
Widerstandseinheit mit dem online mit dem Internet verbundenen Notebook,
welches eine GPS Strecke per Google Earth und Google Street View einspielen
kann und steuert. Und das funktioniert sogar mit dem Höhenprofil der
simulierten Strecke, welches die Bremse der Rolle steuert. So konnten mein
Mitstreiter Marco und ich schon früh die Wettkampstrecke im Keller abfahren und
uns die markanten Stellen einprägen. Wir konnten sogar die Zeiten ermitteln, die
wir für die echte Strecke brauchten würden wenn….. ja, wenn es nicht alles
anders kommen sollte.
Das Jahr 2013 begann mit
Wetterkapriolen, wie ich sie als Triathlet noch nicht erlebt habe. Lange war
das Wetter so schlecht, dass ich bis März über 3.000 km in Keller auf der Rolle
absolvieren musste. Das war nicht nur ein Kieler Wetterphänomen, auch andere
Regionen litten darunter. Erste Ahnungen kamen auf, dass die Wassertemperaturen
in der Natur auch viel später anzögen. Und das hatte Folgen ….
Marco und ich mieteten uns einen
Campingbus, um die 1.000 km lange Reise nach Belfort und den Aufenthalt dort
komfortabel zu gestalten. Die Wetterprognosen waren schlecht und so auch die
Lage vor Ort. Dauerregen und Temperaturen zwischen 8 und 12 Grad fanden wir vor.
Am Donnerstagmorgen trafen wir ein. Hilton, ein weiterer Freund aus Kiel und
seine Frau trafen wir, wie erhofft, schnell und konnten so eine erste
Trainingsfahrt auf dem Rad absolvieren. Der Anstieg auf den Ballon d´Alsace auf
1.100 m brachte die Gewissheit, dass es noch nasser und kälter auf dem Berg
sein würde. Die Abfahrt war zu unserer Beruhigung nicht so gefährlich wie
befürchtet. Einigermaßen zufrieden konnten wir das Training beenden.
Abends erfuhren wir auf der
kombinierten Welcome an Pasta-Party, die übrigens sehr lieblos organisiert und
äußerst sparsam war, dass das Schwimmen ausfällt, da die Wassertemperaturen
unter 14 Grad zu unsicher sei. Wir gingen vorzeitig und fanden bald eine schöne
Pizzeria in Belfort und hatten noch einen schönen Abend.
Freitagvormittag, das Wetter
hatte sich leider wieder verschlechtert und von freundlich und kühl auf
nasskalt gewechselt, starteten Marco und ich noch einen Trainingslauf auf der Wettkampfstrecke.
Entlang eines Sees überholte uns eine aufgeschreckte Rotte Wildschweine, die
mit lautem Getöse durch das Unterholz brach. Zum Glück hatten sie, wie wir, keine Lust
auf eine Konfrontation mit uns und wir konnten unseren Lauf fortsetzen.
Der Tag schloss mit Rad-Check-In
und Wettkampfbesprechung mit den neusten Beschlüssen. Das neue Rennformat war
ein Duathlon mit einem Auftaktlauf von 10 km, einen verkürzten Radfahrt von 87
km und einem Abschlusslauf von 20 km.
Der Samstagmorgen startete wie
befürchtet regnerisch und kalt. Es wurde ab 8:00 Uhr in Wellen nach
Altersklassen gruppiert gestartet. Mit Hilton startete ich in der AK M50 und
wurde bereits kurz nach dem Startschuss von vielen Mitstreitern überholt. Das
ist ein Phänomen, welches mir nur allzu bekannt ist. Ich versuche immer ein
gleichmäßiges Tempo zu laufen, was ich mittels meiner Technik, einer
POLAR Herzfrequenzuhr mit Speed Sensor kontrolliere.
Der Laufkurs war hart. Zwei
Steigungen, eine gemäßigte längere und eine kürzere Rampe mit ca. 12% Steigung trieben
meine Puls auf 170 Schläge im Schnitt mit einer Spitze von 180. Und das war
erst der Auftakt!
Nach 40:27 Min lief ich in die
Wechselzone T1 ein, um auf die Radstrecke zu wechseln. Hier gab es eine ganz
erhebliche Änderung zum gewohnten Ablauf in einem Triathlon. Wenn sonst nach
dem Schwimmen der Neopreenanzug abgelegt
und die Radsachen aufgenommen werden, habe ich hier eine Regenjacke über den Laufdress
gezogen, den Helm aufgesetzt und erst am Rad die Laufschuhe gegen die Radschuhe
getauscht, um anschließend wieder in die Laufschuhe wechseln zu können.
Die Radfahrt war geprägt durch
eine Anfahrt von 30 km hin zu einem Berg, dessen Steigung sich immer steiler werdend auf
1.100 m hochwindet. Geschlagene 54 Minuten brauchte ich für den Anstieg zum
Gipfel, der auf der zweiten Hälfte mehr als 8% im Schnitt betrug.
Auf der „allerletzten Rille“,
mein linker Oberschenkel signalisierte eine starke Krampfneigung, erreichte ich
den Gipfel mit dem guten Gefühl, alles gegeben zu haben. Bergab ging es rasant
zur Sache und als nicht so guter Abfahrer begrenzte ich das Sturzrisiko auf
nasser Fahrbahn durch nicht zu hohes Risiko und Geschwindigkeit. 65 km/h war
die gemessene Spitzengeschwindigkeit, welche sich bei 2 Grad Temperatur auf dem
Gipfel mehr als erfrischend, man könnte auch sagen scheißkalt anfühlte. Die
letzten 25 km waren geprägt durch eine abenteuerliche Fahrt auf welligen
Straßen und Wegen, die mit sehr vielen Winkeln, Rollsplitt und Nässe höchst gefährlich
war.
Zum Glück unversehrt erreichte ich die Wechselzone T2, um den finalen 20 km Lauf in Angriff zu nehmen. Das Profil war mir noch in schlechter Erinnerung vom Auftaktlauf. Als die Rampe dann kam, nahm ich all meine Kraft zusammen, um mich nicht „gehen zu lassen“ und siegte vorerst. Bei der zweiten Runde konnte ich nur durch meditativen Blick auf einen Punkt vor meinen Füßen ein Stoppen verhindern. Wie durch ein Wunder war ich wieder laufend auf dem Berg angekommen und dankte übergeordneten Mächten, dass ich nicht noch einmal hier hochlaufen musste. Gleichwohl, mein Energiekuchen war verbraucht. Bei km 17,5 krampfte wieder mein linker Oberschenkel und ich musste fürchten, nicht mehr ins Ziel zu kommen. Ich versuchte meine überlasteten Muskeln durch andere Lauftechnik zu entlasten, was mir nach einer kurzen Temporeduzierung schließlich gelang. Es bleibt das gute Gefühl, dass es doch immer irgendwie weitergeht, auch wenn es scheinbar nicht mehr geht!
Und dann kam das Ziel: Nach 5:11:02 Stunden (40:26 / 2:53:30 / 1:27:17 plus Wechselzeiten) war der 7. Platz in der AK50 (68 Finisher) beendete ich meine erste ITU Langdistanz WM als Duathlon. Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, denn auch in der Auswertung der Daten kann ich sicher sagen, dass ich alles gegeben habe. Noch nie habe ich so viel Watt über eine so lange Zeit getreten, weder in der Gesamtzeit noch in Teilbereichen von 30 Minuten (der finale Anstieg). Auch die Laufleistung in dem schwierigen Gelände war mehr, als ich mir vorher zugetraut hätte. Jetzt kann die Vorbereitung auf die IRONMAN Qualifikation in Cozumel am 1. Dezember starten.
Abschließend ist anzumerken, dass mein Vereinsfreund Hilton mit einer überragenden Leistung brillierte und die Bronzemedaille für sein Britisches Team in 4:54:44 gewann und nur ganz knapp den zweiten Platz verpasste. Sein abschließender Lauf von 1:20:49 für die 20 km war von einem anderen Stern!
Unseren Dritten im Bunde, Marco, verschonte der Pannengott auf der Radfahrt leider nicht und so musste er eine technische Pause einlegen. Eine Gesamtzeit von 5:11:23 Std. sprang für ihn raus, weil er trotzdem sehr gut Rad gefahren und gelaufen ist.
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