Der Morgen startete wie jeder Morgen enes IRONMAN-Wettkampfes tief in der Nacht um 3:30 Uhr. Da wir mit dem Auto nach Kailua fahren mussten, haben wir eine Sicherheitsreserve eingebaut, die üppig bemessen war. Dadurch hatten wir einige Zeit im Vorstartbereich, die wir dann irgendwie hinter uns bringen mussten.
Für den Schwimmstart habe ich mich entschlossen, nicht ganz nach vorne an die Linie zu schwimmen. Im vergangenen Jahr habe ich üble Keilereien erleben müssen, was ich mir nun ersparen wollte. So nahm ich meinen Platz ca. 20 Meter hinter der Linie ein, was sich im Nachhinein als richtig erwiesen hat.
Zum Schwimmen gibt eigentlich nicht viel zu berichten. Ich schwamm meinen neuen Sailfish-Fusion Anzug mit dem Aufdruck "IRONMAN Hawaii 2008, Limited Edition", den ich von Jan Sibbersen zwei Tage vorher erhalten habe und bestätigte die gute Schwimmzeit aus 2007 mit 1:10 Std. für die 3,8 km, mit der ich schon damals sehr zufrieden war. Die körperliche Anstrengung hielt sich in Grenzen und ich konnte fit die anderen Teilstrecken angehen.
Einem schnellen T1-Wechsel in 2:48 von der Schwimmstrecke auf die Radstrecke folgte der 2. Rennteil bei sengender Sonne. Warum sollte das auch anders sein, hatten wir doch in den vergangenen Tagen schon genug Wolken am Himmel, die die Sonne nur selten durchscheinen ließen. Die bange Frage war außerdem, wie sich der Wind gestalten würde. Es gab hier in Kona schon Jahre, in denen Radfahrer vom Queen-K Highway in die Lava geblasen wurden mit übelsten Folgen.
Es kam, wie es kommen sollte. Der Wind blies aus vollen Rohren. Ich hatte große Mühe, mein Rad auf der Piste zu halten. Dennoch konnte ich gerade auf den Bergab-Passagen viele Plätze gutmachen. Wie schon in Nizza haben mich an kurzen Anstiegen viele Konkurrenten überholt, weil ich bewusst meine Beine geschont habe. Oben angekommen, mussten die dann ihre Beine erholen während ich auf den folgenden Geraden oder Abfahrten meinen Druck, den ich seit zwei Jahren mit einem Wattmesser kontrolliere, aufrecht erhielt.
Nach ca. 40 Minuten überholte mich dann Michael Krüger, unser starker Radfahrer mit einer leichten Schwimmschwäche. Eine Stunde später konnte ich es dann kaum fassen, als ich an ihm vorbeifuhr. Meine Frage, ob er gerade eingebrochen sei negierte er und meinte, dass müsse wohl eher meine „2. Luft“ sein. Irgendwann überholte er mich dann trotzdem wieder und stellte damit die „richtige Ordnung“ wieder her.
Die rücken- und seitenwindigen Passagen waren grenzwertig. Die meisten Athleten verzichteten auf die Nutzung des aerodynamischen Aufsatzes und krallten sich bei bis zu 70 km/h, jeden Augenblick eine heftige Windböe erwartend, am Basebar fest. Meiner Stärke auf den Bergabpassagen bewusst versuchte ich dennoch, wann immer es ging, in der Aeroposition zu verbleiben. Darauf und auch die Einteilung meiner Kräfte mit dem Wattmesser führe ich meine starke Verbesserung auf der Radstrecke zurück.
T2: Die Zeit in der 2. Wechselzone war bei mir schon länger. Am Vortag habe ich mich entschlossen, die langen Stützstrümpfe zu tragen und somit der Performance vor der Optik den Vortritt zu lassen. Es ist kaum mehr wegzudiskutieren, dass die durchblutungsfördernden Aspekte positiver Natur sind und mehr oder weniger nützen, sicher aber nicht schaden. Gleichzeitig vermeiden Sie einen Sonnenbrand auf den unteren Beinen, das ist ja auch was. Das Anziehen der Stützstümpe ist mit nassen Füßen schwierig und mit Zeitverlust verbunden. Beim Anziehen spürte ich erstmalig Krämpfe in der stark belasteten Oberschenkelmuskulatur. Mein „Wechselvolunteer“ half mir glücklicherweise, den Transponder über den Strumpf zu fixieren, setze mir das Cap auf uns ich konnte los.
Schon die ersten Schritte waren schwierig. Es ging gleich ein Stück die Palani-Road hoch, was meinen Beinen überhaupt nicht gut tat. Die Oberschenkel krampften vorne und hinten, so dass ich Tippelschritte machen musste. Zum Glück ließen sie nach 2 km nach, so dass ich endlich mein angepeilte Geschwindigkeit aufnehmen konnte. Ziel war ein 5Min Tempo, was ich aber per Pulsmesser kontrollierte, um nichts zu riskieren. Ab Puls 158 habe ich das Tempo rausgenommen, insbesondere auf den Bergauf- oder Gegenwindpassagen zu Lasten der Pace. Hatte ich anfangs mit Alex von den Triabolos aus Hamburg noch eine Begleitung, musste er nach 25 km abreißen lassen und ich war alleine. Ab Halbmarathon habe ich kurze Gehpausen in den Verpflegungszonen eingelegt, um ja den Verpflegungsplan einzuhalten und nichts zu riskieren.
Der Weg auf dem Queen-K Highway zur Einbiegung in das Energy-Lab zog sich unendlich. Die wellige mit einem Strich gezogene gerade Piste verdeckte ein fürs andere Mal den Abbieger nach links. Als es dann endlich soweit war freute ich mich, dass der Wind den Berg hochwehte. Das bedeutete: gegenwind bergab und später mit Rückenwind bergauf. Leider aber ging diese Rechnung nicht auf. Als ich wieder hochlaufen wollte, schien der Wind aufgehört zu haben und ich musste mich hochquälen.
Nun hoffte ich, dass der Rückweg über den Highway sich nicht wieder so unendlich ziehen würde wie der Hinweg. Mental hilfreich dabei war, dass die Stadt Kailua-Kona sichtbar war und somit das Ziel näher kam. Die Palani Road runter habe ich noch mal ordentlich gebremst, um keine Krämpfe zu riskieren. Es blieb nur noch der Linksabbieger auf den Kuakini-Highway, der Rechtsabbieger auf die Hualalai Road und der finale Rechtsabbieger auf den Alii-Drive, auf die Sagen umwobene 400m Zielgerade.
Die Gefühle nach einem langen Tag wie diesem waren wieder unbeschreiblich. Ich war mehr als erleichtert, das Ziel überquert zu haben und suchte sofort nach Asdis, die im Zielbereich auf mich warten würde. Mit der Family-Card hatte sie die Lizenz, sich dort aufzuhalten, um mich in Empfang zu nehmen.
Was dann leider folgte war ein leichter Kollaps aufgrund des unendlichen Sonnenbrandes auf meinen Schultern, Armen, Händen und Oberschenkeln. Meine Haut brannte wie Feuer und nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei vermeiden, als mir unser Mitreisender Till anerkennend auf die Schulter schlug.
Trotz der für mich sehr guten Zeit unter den schwierigen Bedingungen war ich erwartungsgemäß letzter unserer starken WG.
Unser Star, Georg Anstett, alias „Schorsch“ wurde Weltmeister der Ak 40 (Gesamt 50.) mit einer Wahnsinnszeit von 9:14, Hansi, unser Profi wurde 185 Gesamt in 9:45, Stefan, Ak Platz 7. /233 Gesamt in 9:51, Uwe Ak35 Platz 95./427. in 10:15, Michael AK 40 428. in 10:15
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