Dienstag, 24. Juni 2008

Ironman France 2008, Nizza

Anfang des Jahres verabredeten sich Hilton, Frank, Andreas, Thomas S. und ich zu einem gemeinsamen "Ausflug" nach Nizza zum IM. Nachdem Andreas eine Absage des Urlaubsgesuches seines Arbeitgebers und Hilton einen Arbeitsunfall erlitten hat, sind wir nur noch zu viert (Thomas wurde begleitet) am Donnerstag nach Nizza gestartet.

Empfangen hat uns wie erwartet tolles, heißes Wetter mit der Aussicht auf ein Hitzerennen, für das wir uns vorbereitet haben. Das gute Wetter bei uns in Kiel in der Vorbereitungszeit war für Nizza optimal.

Nach einer ersten Besichigung der Strecken wurde bald klar, dass eine Sichtung/Befahrung der anspruchsvollen Radstrecke nicht zu denken war. Zu dicht war der Verkehr in Nizza, durch den wir uns weit hätten quälen müssen. So entschieden wir, bis auf 2 kurze Schwimmeinheiten (eher Badeeinheiten), auf das Training vor Ort zu verzichten und beschränkten uns auf das, was alle Touris in Nizza machten: Sightseeing und zu der Zeit noch Public-Viewing der Fussball-Euro.

Am Sonntagmorgen in der Startaufstellung des angekündigten "Teilnehmer-stärksten IRONMAN weltweit" mit 2.500 Startern wurde mir bald klar, dass eine Einsortierung an der Startlinie im Bereich des eher optimistischen Bereichs neben den Profis wohl angesagt war. Zu groß die Gefahr, im mittleren oder gar hinteren Feld eingeklemmt zu werden und die Chancen schon am Anfang zu minimieren.

Die Rechnung ging auf. Zu keiner Zeit hatte ich größere Probleme mit der Rennsituation. Ich konnte meine Linie im Wesentlichen halten und habe mit 1:04:14 meine Bestzeit von Roth eingestellt und das, obwohl die Zeitmessmatte recht weit vom Ausstieg entfernt war.

Nach dem Durchlaufen der "längsten IM-Wechselzone der Welt" habe ich mich auf den ersten 17 km auf flacher Strecke darauf konzentriert, meinen Ernährungsplan umzusetzen, d.h. die Menge zu trinken und zu essen, die ich mir im Vorwege errechnet habe. Im Einzelnen war das 1,2 - 1,4 l Flüssigkeit /Std. und 70-80 Gr.Kohlehydrate (2 Gels und 1 Fl.Iso 600ml). Ich erinnerte die Worte von Nils Görke, meinem Vereinfreund und professionellen Triathleten aus Kiel, dass Essen und Trinken harte Arbeit sei und man es schlicht machen müsse!

Bei der "Nutrition"-Aufnahme verlor ich bestimmt 100 bis 150 Plätze, war aber sicher, dass ich das später umso mehr wettmachen könne.

Im Anschluss an die Flachetappe kam der erste 20,5 km lange Anstieg mit einer berüchtigen 500m und 12% Rampe zu Beginn. Diese Rampe kostete mich 351W über 4:37 Minuten!! Meine Kräfte waren 1 Std. und 37 Min. nach dem Start dank der Nahrungsaufnahme seit dem Schwimmausstieg voll da und ich hatte keine Probleme, den Berg zu fahren. Das war bei meinen Mitstreitern, die seit der Wechselzone auf dem Rad Gas gegeben hatten, anders und nicht wenige mussten schlicht absteigen und schieben. Hier hatte ich dann 150-200 Teilnehmer wieder überholt :-)

Das verinnerlichte Streckenprofil hatte gleich danach weitere Höchstanforderungen für uns auf Lager. Es ging im 2. Anstieg ca. 21 km bergauf im Wechsel mit 6, 7, und 3% und 5,3 % im Schnitt. Es ereignete sich das erwartete "Triathleten-Sterben". Ich schluckte meine Verpflegung ohne Unterbrechung und beobachtete meinen ERGOMO-Wattmesser, der konstant 250W anzeigte. Ich wußte aus dem Training, dass ich bis zu 260W über eine Stunde treten konnte und machte mir folglich keine Sorgen. Permanent überholte ich und nach 1:04:40 war der Berg hinter mir.

Es folgten Bergabpassagen, die zwar einige Serpentinen enthielten, aber zum Glück nicht so schlimm waren. Die neuen gelben Sissstop-Bremsbeläge waren auf den Zipp-Felgen perfekt. Da ich kein guter Abfahrer bin, hatte ich vor den Abfahrten den meisten Respekt.

Der dritte Anstieg ab Kilometer 102, 6,8 km lang und mit einer Steigung von 4,3% im Schnitt, war nur noch Routine. Ich drückte wieder ein Intervall auf meinem Ergomo ab und orientierte mich erneut an der 250W Marke, was mir bis auf 5 W gelang.

Die nun folgende Abfahrt wird wohl die längste der IM-Serie sein. Mein Focus lag auf der Ernährung als Vorbereitung auf den Marathon. Dass der ganz gut gelingen konnte wurde mir klar, als ich auf der letzten 17 km Flachetappe zur Wechselzone im Vergleich noch ordentlich Druck machen konnte, was meiner Platzierung sehr zuträglich war. Es wurde zum Schluss wirklich luftig im Feld.

Bevor es dann auf die Laufstrecke ging, musste ich dringend einem natürlichen Bedürfnis nachkommen. Leider waren die Dixi-Klos auf der anderen Seite der Wechselzone platziert und verlangten einen Barfuss-Sprint über den glühenden Asphalt. Sekunden nach dem Bodenkontakt merkte ich, dass meine Fußsohlen kaum ohne Schaden davon kommen würden. Beim Anziehen der Schuhe im Wechselzelt bemerkte ich dann Brandblasen, die meine Ballen "zierten". Da ich ohnehin nichts daran ändern konnte, beschloss ich, dieses Missgeschick zu ignorieren und einfach zu laufen.

Der Plan lautete wie folgt: 4 Runden á 10,5 km an 2*3 Verpflegungtischen vorbeilaufen im 4:45 - 5:00 Minuten Tempo. Ich startete mit 4:30, pendelte mich aber schon nach 2 km auf 4:45 ein und hielt dieses Tempo. An jeder der 24 Station hatte ich nach meinem Plan einen Schluck aus meinem Gelgürtel aufzunehmen und mit 2 Bechern á 100ml Wasser herunterzuspülen. Ich errechnete vorher, dass ich verteilt auf die Gesamtdistanz noch 6 Becher ISO zusätzlich trinken musste, um genau in Balance zu bleiben. Diesen Plan hielt ich akribisch bis zum Zieleinlauf ein. Nachdem ich erkannte, dass viele Läufer massive Probleme mit der Hitze bekamen, nicht mehr gehen oder stehen konnten und z.T. einfach umgefallen sind, beschloss ich ab der Hälfte der Distanz, während des Trinkens an den Tischen kurz zu gehen um möglichst nichts zu verschütten. Gleichzeitig steckte ich jeweils bis zu 6 Schwämme in mein Oberteil, um den Körper abzukühlen. Im Gegensatz zu Chris McCormick habe ich aber die verbrauchten Schwämme an der nächsten WZ entsorgt, um nicht als Hamster wie er durchs Ziel gehen zu müssen ;-)

Nach den bei mir üblichen Unlustgefühlen während des Marathons kam bald der Zielkanal näher, in den ich recht einsam einbog. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar das Gefühl eines gelungenen Wettkampfs, aber keine Ahnung davon, wie gut ich im Gesamtfeld und in der AK plaziert werden würde. Folglich konnte ich es kaum fassen, als nach 15 Min eine erste SMS auf meinem Handy Platz 4 AK und 112 Gesamt meldete. Sachen gibts :-)

Ergebnis:
Zeit 10:15:31 Std. , 112. von ca. 2.260 Platzierten in der Gesamtwertung und 4. von 260 in der Ak 45

Resümee:
Mich macht das Rennen im Nachhinein stolz, weil meine Pläne voll aufgingen. Das Ernährungskonzept war perfekt, der Trainingsplan (danke, Arne!) und die Umsetzung große Klasse und das Material auch. Es hätte aus meiner Sicht nicht besser laufen können!

Frank fininishte in seiner Wunschzeit von knapp über 12 Std. ohne sich völlig zu verausgaben und Tomas S. kam nach 14 Std. glücklich ins Ziel.

Weitere Fotos hier: http://www.flickr.com/photos/28726436@N05/

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