Nun ist auch der IRONMAN Lanzarote Geschichte. Heute Morgen um 3:00 Uhr stellte ich das Fahrzeug ab und legte mich ins Bett. Hinter mir lag eine Reise von der Kühle bei Tag (Lanzarote, 19 Grad) in die Wärme (Münster, 21,5 Grad) bei Nacht!
Doch nun zum Rennen:
Die Wettervorhersage versprach Wolken und für Lanzarote kühle Temperaturen um die 23 Grad. Auch die Windvorhersage war positiv, mäßige Winde aus Nordwest sollten den Sportlern nicht allzu sehr zusetzen.
Der Startschuss fiel wie immer um 7:00 Uhr. Eingereiht in der 2. Reihe habe ich mich auf die eine oder andere Kabbelei mit anderen Schwimmern eingestellt. Was dann folgte, war heftiger. Gleich zweimal wurde meine Schwimmbrille komplett vom Kopf gerissen. Überdies musste ich sie mehrfach leeren und neu aufsetzen.
Während der ersten Runde habe ich auf dem langen Schenkel zum 1. Schwimmausstieg nach der Hälfte der 3,8 km eine für die aktuellen Strömungsverhältnisse falsche Seite gewählt und musste einige Meter mehr Schwimmen in Kauf nehmen. Während der zweiten Runde konnte ich dann mein Wissen nutzen und wieder den Anschluss an das Feld herstellen. Erstaunlich für mich war das Ergebnis mit 1:05 Std.. Ich scheine dieser Zeit schicksalhaft verbunden zu sein, denn alle meine (Neo-)IMs der letzten Jahre waren im exakt dem 1:05er Bereich +/- 30 Sekunden. Etwas ernüchternd, wenn man Jahr für Jahr überlegt, andere Anreize zu setzen und damit ein wenig Elastizität bei den Zeiten zu erzielen. In diesem Jahr habe ich weniger Schwimmen trainiert als in der vergangenen Perioden. Das schadete offensichtlich nicht.
Die Radstrecke auf Lanza ist DIE Herausforderung für die Triathleten. Sie ist der Grund, warum Lanzarote für sich reklamiert, "the toughest IRONMAN in the world" zu sein. Natürlich habe ich die erwartete Mehrzeit einkalkuliert und mich am Anfang zurückgehalten. Mit ca. 230W bin ich bis hinter Haria gekommen und war begeistert von meiner Leistung. Gleichzeitig freute ich mich über das Wetter, denn sowohl die Strecke durch den Timanfaya-Nationalpark als auch hinter Club La Santa waren moderat und teilweise mit Rückenwindunterstützung gut zu fahren. Als ich dann aber Haria passierte und den ersten der beiden Anstiege zum Rio Mirador machte, war ich angezählt! Mir fehlten bitterlich die 8 intensiven wöchentlichen 90-Sekunden Maximalintervalle auf dem Rad während der Build-Phase, auf die ich diesmal zur Schonung meines Knies verzichtet habe. Schon am ersten Anstieg dachte ich ernsthaft über Schieben des Rades nach, weil ich befürchtete, den Gipfel nicht zu erreichen und umzufallen. Irgendwie ging es dann doch noch mal und der 2. Anstieg war zum Glück nicht ganz so steil wie der erste. Dennoch, meine Beine waren wie Pudding und ich konnte bei weitem nicht mehr meine gute Leistung aufrecht erhalten.
Was dann folgte war vorhersehbar aber dennoch schon etwas enttäuschend. Ein Radfahrer nach dem anderen überholte mich auf dem langen Weg nach Tahiche und dann über Nazareth nach Tias. Meine Durchschnittsleistung fiel auf 175W !!, 55 Watt unterhalb des Schnitts bis hinter Haria. Vor einem Raddesaster bewahrte mich aber der Rückenwind. Gar nicht auszudenken, wie ich eingegangen wäre, wenn der Wind auf den letzten 40km eher Lanza typisch heiß und heftig von vorne geblasen hätte. Vielleicht hätte ich dann sogar auf der Geraden schieben müssen :-O
Als Stefan mich kurz vor Tias überholte, konnte ich meine Beine nochmal überreden, mitzufahren. Gemeinsam kamen wir in T2 an und wechselten im Zelt direkt nebeneinander. Während ich noch mit meinen Beinen haderte, meinte Stefan nur, alles sei gut für ihn gelaufen und er sein nun guter Dinge. Mich plagten dagegen Zweifel, wie ich denn nun den Marathon laufen solle. Als ich dann 20 Sekunden nach Stefan auf die Strecke ging, meldeten meine Beine Alarm. Das Gefühl war wirklich grauenhaft, alles andere als rund. Jetzt halfen mir wieder die Umstände, die Topografie der Strecke mit einem aus T2 abfallenden Kurs. Die Laufgeschwindigkeit war trotz des miesen Gefühls mit 4:35 - 4:45 zufrieden stellend und auch der Puls zeigte gute Werte. In den Verpflegungszonen verlangsamte ich mein Tempo bis auf Schrittgeschwindigkeit, um genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Dann ging es weiter im Standardtempo 4:45 bis 5:00 Min/km im Schnitt.
Schon vor Beginn des Wettkampfes fragte ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, nach 2007 und 2008 wieder die Quali für Hawaii anzustreben. Ich habe seit Anfang 2007 5 IRONMAN-Vorbereitungsperioden quasi nahtlos aneinander gereiht. Mein Knie zickt seit langem und in der Firma kann ich gut noch den einen oder anderen Abendtermin gut gebrauchen, um neue Akzente zu setzen.
Das alles ging mir während des Marathons durch den Kopf und führte dazu, dass meine Motivation nach und nach in den Keller ging. Das äußerte sich erst durch länger ausgedehnte Schrittpausen in den Verpflegungszonen und endete in ausgedehnten Wanderschaften deutlich außerhalb der Stationen. Erst als Andreas an mir vorbei lief, mir auf die Schulter tippte und mich aufforderte, wieder zu laufen trottete ich langsam los. Die nächsten 2,5 km lief ich hinter ihm her, um dann bei der nächsten Station erneut zu gehen. Irgendwie kam ich dann doch nach 3:43 Std. Marathonlauf im Ziel an. Ich war erstaunt, dass ich nicht viel mehr Zeit verloren hatte und freute mich über ein Sub-11 Std. Finish
Hilton, der mich ca. 1.000 Meter nach T2 überholte, schaffte die Sensation und schob sich mit einer Marathonzeit von 3:12 auf den 3. Platz der AK45 vor. Ich hab mich riesig mit ihm gefreut, dass er nun zum ersten Mal nach Hawaii reisen kann.
Stefan hat es mit einem für ihn soliden Sub 3:30 Marathon auf den 7. Platz in der gleichen AK schon zum 2. Mal nach 2004 nach Hawaii geschafft.
Mit meiner 10:57 bin ich auf dem 16. Platz der AK gelandet, meilenweit von der Hawaii Quali entfernt. Und das war gut so, denn ich hätte nicht gewusst, ob ich es geschafft hätte, beim Aufrufen meines Namens während der Slotvergabe den Arm unten zu halten. Mein Knie, mein Umfeld und mein Portemonnaie werden es mir danken und freuen sich mit mir auch zu einem anderen Zeitpunkt auf eine erneute Hawaii-Reise.
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